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Atlas der Mobilität, Forschungsprojekte und Ergebnisse

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Das rotierende Lastenrad

Idee

Lastenräder sind als Ersatz für Autos praktisch und machen Spaß. Sie eignen sich bestens zum Transport von größeren Einkäufen, für Ausflüge, Feste, aber auch zur Mitnahme von Freunden oder Kindern. Da die meisten Menschen nur ab und zu ein Lastenrad brauchen, bietet sich eine gemeinschaftliche Nutzung an. Diese ist das Ziel der Initiative „Freies Lastenrad Stuttgart“. Nutzer*innen können die Lastenräder an verschiedenen Standorten wie Cafés, Vereinen, Fahrradläden verteilt über Stuttgart ausleihen. Um herauszufinden, was für eine solche Ausleihstation wichtige Standort-Faktoren sind, wurden im Realexpe­riment „rotierendes Lastenrad“ innerhalb von drei Monaten drei verschiedene Ausleihstationen ausprobiert und dann ausgewertet, welche Aspekte sich positiv und welche ­negativ auf den Verleihbetrieb auswirken.

Umsetzung

Mit dem eigens dafür angeschafften Lastenrad „Antje“, einem niederländischen Lasten-­Dreirad mit einem eingebauten Kindersitz in der Ladekiste, begann das Realexperiment beim Fahrradladen e-bike Schahl in Stuttgart-­Ost, bevor „Antje“ am RNM-Projektbüro in der Uni Stuttgart und zuletzt im Café Kantinchen in Stuttgart-Süd ausgeliehen werden konnte. Parallel ­rotierte ein weiteres Lastenrad aus der Flotte der Initiative durch mehrere Standorte, um den Erfahrungsschatz zu bereichern. Für einen komfortablen Verleihvorgang wurde ein Open-­Source Buchungsplugin zur Online-Buchung der Räder eingerichtet. Daten über die einzelnen Buchungen konnten somit gesammelt und ausgewertet werden. Das RNM-Projektbüro führte als „Host“ ein Tagebuch, in dem Erfahrungen mit den Nutzer*innen und zur Organisation des Ausleihvorgangs gesammelt wurden. Die Frage war: Wie würde die perfekte Ausleihstation aussehen?

 

Dazu wurden auch zwei Masterarbeiten verfasst: eine thematisiert Nutzer*innen-Erfahrungen rund um die Handhabung der Lastenräder im Straßenverkehr, das Verständnis des Projekts als ehrenamtliche Gemeingüter-Initiative sowie das Verhältnis zu den Ausleihstationen. Die zweite Masterarbeit geht gezielt auf Standortkriterien von Hosts ein und untersucht, wie sich äußere Faktoren wie die Lage in der Stadt bzw. im Quartier sowie innere Faktoren wie Öffnungszeiten oder Kompetenz des Personals auf die Nutzungsfreundlichkeit auswirken.

Ergebnisse

Die wichtigste Erkenntnis: Das Lastenrad ist in Stuttgart auf dem Vormarsch und auch das freie Lastenrad als Allgemeingut ist ein Erfolgsmodell! Die Zahl der Nutzer*innen ist stark angestiegen. Ausleihstationen wie Nutzer*innen haben größtenteils positive Erfahrungen mit den Lastenrädern gemacht und würden sie gerne wieder nutzen. Dabei saßen sehr viele zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Lastenrad.

 

Die elektrische Unterstützung der Räder wurde in Stuttgart als großer Vorteil angesehen. Insbesondere das kinderfreundliche Rad „Antje“ wurde auch von vielen Frauen ausgeliehen. Bei der Rotation durch verschiedene Standorte stellte sich heraus, dass manche Hosts auf Anhieb sehr gut funktionieren, während es an anderen einige Zeit dauert, bis sich der Verleih etabliert. Die Faktoren sind dabei sehr vielfältig: steht das Lastenrad vor der Station gut sichtbar, werden viele Passant*innen aufmerksam; auch die Nähe zum Wohnort der Nutzer*innen spielt eine große Rolle, ebenso wie Öffnungszeiten, Anbindung an das Radwegenetz sowie öffentliche Verkehrsmittel. In vielen Fällen hat das Lastenrad Autofahrten ersetzt und den Stuttgarter*innen somit unnötigen Lärm und Luftverschmutzung erspart. Die Interviews mit Nutzer*innen bestätigen jedoch: Die Straßen und Radwege in Stuttgart sind für Lastenräder wie für normale Fahrräder bisher leider oft schlecht geeignet und teilweise sogar gefährlich. Für eine nachhaltige Mobili­tätskultur ist ein konsequenter Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur fundamental. Dazu gehören auch sichere Abstellmöglichkeiten für (Lasten-)Räder.

Fortsetzung

In vielen Städten im deutschsprachigen Raum existieren ähnliche Initiativen, die von den Erkenntnissen der Realexperimente pro­fitieren können. Eine gute Basis dafür bietet die Vernetzung durch das „Forum freie Lastenräder“. Auch eine stärkere Vernetzung mit anderen Gemeingüter-­Initiativen von Repair-Cafés über Foodsharing bis hin zu Open-Data-Projekten soll die gesamte Commons-­Bewegung für nachhaltige Lebensstile stärken. Die Erkenntnisse aus dem Realexperiment können dazu beitragen. In Stuttgart soll die Initiative, die mittlerweile zum Verein „Lastenrad Stuttgart e.V.“ geworden ist, weiter wachsen und das Thema politisch und gesellschaftlich weitertragen, um den Verkehr in Stuttgart umwelt- und menschenfreundlicher zu machen. Mitstreiter*innen sind herzlich willkommen!

Zivilgesellschaftliche Praxispartner
Lastenrad Stuttgart e.V.
Clemens Rudolf, Thomas Becker, Jan Lutz

 

Koordination
ILPÖ – Institut für Landschaftsplanung und Ökologie
Eric Puttrowait

 

Wissenschaftliche Begleitung
Carmen Thome

Bearbeitungszeitraum
März 2016 – September 2017

www.lastenrad-stuttgart.de

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