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Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur

Rückblick

Eröffnungsfeier des Reallabors

Vor gut einem Monat haben wir zusammen in einem großen „Realexperiment“ das Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur eröffnet – der Tag kann in bewegten Bildern noch einmal miterlebt werden:

 

 

 

Felix Heidenreich vom Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) und Moderator der Diskussionsrunde im Theater Rampe mit einem zusammenfassenden Rückblick:

 

Ein Labor, in dem man mitmachen kann, ausprobieren, sich zu Wort melden, ja zum Auftakt sogar feiern kann – so präsentierte sich am 3. April das Future City Lab, ein Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur, das sich zum Ziel gesetzt hat, neue Wege in der Mobilitätspolitik nicht nur zu denken, sondern auszuprobieren. Um das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen und die Bürgerinnen und Bürger, Projektpartner und Initiativen zu verknüpfen, luden das Team um die Projektleiterin Prof. Dr. Antje Stokman zu einem vielfältigen Thementag.

Der Tag begann auf der Messe „autor motor sport i-mobility“. Hier konnte man sich über neue Produkte, Dienstleistungen und Innovationen rund um das Thema nachhaltige Mobilität informieren. An einem eigenen Stand präsentierte das Reallabor hier seine Arbeit. Um 11.30 Uhr startete dann eine „Karawane der Zukunftsmobilität“, um in den verschiedensten nachhaltigen Vehikeln den Weg über den Feuersee zum Marienplatz zu finden. Ein breites Spektrum an neuen Mobilitätsformen, -konzepten und -technologien konnte hierbei erlebt werden. Viele Fußgänger, Rollschuhfahrer, Skateboarder, unterschiedliche Velo- und Automobile von sehr vertrauten bis zu zukunftsweisenden Prototypen nahmen gemeinsam an dieser Aktion teil.

Am Marienplatz begrüßte die Aktivisten und Forscher wunderbares Frühlingswetter. Der „Markt der neuen urbanen Mobilität“ bot die Möglichkeit, sich an vielen Infoständen zu informieren, neue Modelle und Konzepte kennenzulernen, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Band „Bewegung tut gut“ tat das ihrige, um zugleich eine festliche Atmosphäre zu schaffen. Auch für nachhaltige Verpflegung war durch verschiedene Anbieter gesorgt. Der Stau beschränkte sich glücklicherweise auf die Schlange vor der Eisdiele.

 

Doch das Reallabor pflegt nicht nur Geselligkeit, sondern hatte sich auch das dicke Brett einer intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung vorgenommen. Um 16 Uhr begann im nahegelegenen Theater Rampe eine Fischbowl-Diskussion, die Spezialisten, Praktiker und politisch Verantwortliche versammelte. Ein Auftaktvortrag durch Jobst Kraus entwarf ein Szenario für die Situation in Stuttgart im Jahre 2030. Der ehemalige Studienleiter der evangelischen Akademie Bad Boll, der heute im Auftrag der Landesregierung zur nachhaltigen Mobilität forscht, zeichnete das Bild einer grundlegenden technischen wie kulturellen Transformation: Weniger Arbeit, weniger Konsum, weniger Mobilität – aber eben auch weniger Stress, weniger Feinstaub, weniger Treibhausgase, lautete seine Vision.

Die anschließende Diskussion mit dem aus Freiburg stammenden Stadtplaner Wulf Daseking, dem Bürgermeister für Städtebau und Umwelt Peter Pätzold, dem Geschäftsführer des VVS Thomas Hachenberger und der Umweltwissenschaftlerin Monika Zimmermann ließ bald die Zielkonflikte und Differenzen aufbrechen, die mit großen Veränderungen immer einhergehen. Während Wulf Daseking für eine mutige politische Durchsetzung nach der Manier eines „Eisbrechers“ plädierte, erinnerte Peter Pätzold daran, dass man Politik auch nicht einfach über die Köpfe der Menschen hinweg betreiben könne. Die Region Stuttgart habe nun einmal sehr viel aufzuholen, da in den oft genannten Vorbildstädten wie Kopenhagen die Weichen bereits vor Jahrzehnten in eine andere Richtung umgelegt worden seien. Vergleiche seien wichtig, müssten aber fair bleiben. Thomas Hachenberger plädierte dafür, die Förderung von Elektromobilität nicht gegen den ÖPNV auszuspielen: „Elektromobilität machen wir seit 100 Jahren“, so Hachenberger. Der ÖPNV brauche auch den Mut zu langfristigen Investitionen.

Monika Zimmermann, die zahlreiche internationale Begegnungen von Entscheidungsträgern koordiniert und entsprechende Fortbildungen leitet, erinnerte daran, dass Stuttgart auch eine internationale Vorbildfunktion haben könnte – allerdings nur, wenn es die Aufgaben tatsächlich mit Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen angehe.

 

Die theatralische Intervention durch den Schauspieler Niko Eleftheriadis brachte das Podium noch einmal in Bewegung und setzte zugleich den Startschuss für die Interventionen des Publikums. Während sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit ihren Ideen und Forderungen zu Wort meldeten, leistete Thomas Rustemeyer ein Graphic Recording, eine graphische Darstellung des Diskussionsverlaufs. Die Wortmeldungen artikulierten vor allem ein Unbehagen gegenüber der in Stuttgart prägenden Dominanz des PKW-Verkehrs. Während Peter Pätzold dafür plädierte, die verschiedenen Mobilitätsarten nicht gegeneinander auszuspielen, wurde aus dem Publikum der Wunsch laut, den Autoverkehr in Stuttgart weiter zu erschweren. Auch Wulf Daseking schlug in diese Kerbe und forderte radikale Maßnahmen: „Nur durch diese können Sie in 20 Jahren als Held dastehen“, appellierte er an Herrn Pätzold.

 

Die Debatte zeigte folglich, wie vielschichtig und komplex das Thema ist: Infrastrukturelle Restriktionen, politische Rahmenbedingungen und eine gespaltene Bürgerschaft mit konkurrierenden Interessen, machen die Aufgabe der nachhaltigen Mobilität schwierig. Die Größe dieser Herausforderungen macht jedoch zugleich die Notwendigkeit eines Dialogs deutlich und lassen die Arbeit des Reallabors als wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in der Metropolregion Stuttgart erscheinen. Das riesige Interesse des Publikums im vollbesetzten Theater Rampe macht jedenfalls deutlich, dass mit dem Auftakt erst ein Anfang gesetzt ist.

Nach einem Dankeswort von Antje Stokman wurde der Abend mit einer Ausstellung der geplanten Realexperimente, einer Fotoshow der Initiative Stadtraum West„ Straßenräume in Stuttgart – früher und heute“ und Vorführungen historischer Filme in Kooperation mit dem Haus des Dokumentarfilms und dem Stadtarchiv Stuttgart fortgeführt. Die Gespräche dauerten bis in den Abend, so dass die Mitarbeiterinne und Mitarbeiter des Reallabors viel Gelegenheit hatten, Input, Inspirationen und Ideen aufzunehmen. In der nun beginnenden Arbeit des Reallabors wird dieses Know-How der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Rolle spielen.

 

 

 

Fotos: BlattKunst, © Fraunhofer IAO

 

04.05.2016

von
Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur

REALLABOR FÜR
NACHHALTIGE MOBILITÄTSKULTUR

FUTURE CITY LAB

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